Besitze ich auch ein kulturelles Gepäck?
Wenn ja, was gehört dazu?
Brauche ich dieses Gepäck überhaupt und was passiert, wenn etwas fehlt?
Besonders im Vergleich mit „Fremden“ erkennen wir sehr schnell, wie bedeutend meine eigenen Erfahrungen, Wissen und Erlebnisse sind.
Zum Interkulturellen Gepäck gehört
Gerade, wenn wir kulturelle Unterschiede feststelle, erkennen wir meine persönlichen Habseligkeiten
und dazu gehören:
- die Umgebung, in der wir aufgewachsen sind oder gelebt haben und leben
- eigene Familie und Freunde
- persönliche Ausbildungen wie Abschlüsse und berufliche Entwicklung
- unsere Wohnung und Umgebung
Es gibt Grundsätze, Werte und Normen, die uns im Laufe unseres Lebens prägten. Sie wirken auch heute noch . Klar gibt es in unserer Kulturausrüstung auch ganz besondere und unverwechselbare Einzelstücke.
Ja es stimmt, jeder Mensch hat sein eigenes kulturelles Gepäck.
Oft treffe ich auf Menschen, die ihren kulturellen Besitz bewusst in die Hand nehmen und ihn stolz tragen.
Andere wiederum vergessen oder leugnen ihr eigenes Gepäck, ihr geerbtes Gut sogar. Das finde ich sehr schade, denn einen solchen Reichtum einfach in die Ecke zu stellen, sind verschenkte Kraftquellen.
Kulturwissenschaftler entwickelten dazu ein eindrucksvolles Modell.
Wir können uns das so vorstellen:
Wir alle tragen einen Rucksack auf dem Rücken, in dem sich unser persönliches kulturelles Gepäck befindet.
Das „Rucksackmodell“
Stellen wir uns folgendes vor.
Wir reisen mit einem Rucksack, einer Reisetasche oder einem Koffer durch die Welt. Darin befindet sich unser persönliches Gepäck. Eine Taschenlampe, ein Föhn, Kleidung für kalte und heiße Temperaturen, Zahnbürste, Seife und andere wichtige Utensilien. Genau diese Gegenstände sind uns wichtig, sonst würden wir diese ja zu Hause lassen. Ähnlich können wir so unser kulturelles Gepäck vorstellen.
Jeder Mensch trägt sein eigenes kulturelles Gepäck mit sich
Wir stehen auf dem Bahnhof. Wenn wir uns umschauen, können wir nur vermuten, was unser Wegbegleiter oder der Tourist neben uns in seinem Gepäck hat.
Es bleibt uns verborgen, da es für uns unsichtbar ist. Genauso wie der andere nicht weiß, was wir auf die Reise mitnehmen.
Unser persönliches Gepäck unterscheidet sich sowohl innerlich als auch äußerlich von anderen,
Auf dem Flughafen: Nach dem Flug stehen hunderte Reisenden am Förderband oder Gepäckausgabe und warten auf ihren Koffer. Nachweislich findet jeder sein aufgegebenes Gepäck. Verwechselungen gibt es lediglich bei gleichen Koffern, jedoch selten.
Sehen wir Menschen mit einer dunklen Hautfarbe, bestimmten Form der Nasen oder Mandelaugen können wir sehr schnell ihre asiatische, afrikanische oder europäische Herkunft vermuten.
Jedoch kann eine asiatische Frau in Deutschland oder ein afrikanischer Mann in Japan geboren sein. Das Äußerliche kann also täuschen.
Im Rucksack befindet sich Ihr Lebensweg
Genau wie uns der Inhalt des Rucksacks verborgen bleibt, wissen wir nicht welche kulturelle Herkunft und Prägung andere Menschen haben.
Oft bleibt uns der Inhalt verborgen und wir können nicht wahrnehmen, wie unterschiedlich, vielfältig und individuell die mitgenommenen Sachen sind.
Fehleinschätzungen und Missverständnisse hängen eng mit Unkenntnisse oder fehlendem Wissen über andere Kulturen zusammen.
Diese können Menschen sehr verletzen, zu Konflikten führen oder private Beziehungen sogar beenden. Um genau dieses zu vermeiden, kann die Orientierung an Kulturmodellen hilfreich sein.
Kulturforscher haben verschiedene Modelle entwickelt. Dazu gehört das Rucksackmodell. Es kann auch ein Koffer oder eine Reisetasche sein.Ich finde die Kultur als „Rucksack“ als Modell gut.
Das kulturelle Wissen der Gruppe gehört zum Kulturgepäck
Der Mensch in der heutigen vielfältigen Gesellschaft besitzt das kulturelle Wissen seiner Gruppe als Kulturgepäck, doch sein Umgang damit ist flexibel, individuell und situativ.
Die Inhalte sind vergleichbar mit der persönlichen kulturellen Lebensgeschichte. Sie beinhaltet Werte und Normen der eigenen Kultur, den Glauben oder Religion, die Erziehung und Bildung sowie Gesetze und Verhaltensregeln des Herkunftslandes.
„Jede neue Erfahrung, jede neue Begegnung, jede neue Situation beeinflusst individuelles Handeln und bereichert unser kulturelles Besitztum.“ Beate A. Tröster
Doch einen Haken hat die Sache: Die kulturelle Ausrüstung von Anderen sind undurchsichtige Gepäckstücke.
Und ich erlebe es, dass „wir meinen zu wissen“.
Wir können lediglich vermuten, erahnen, voraussetzen, jedoch den wirklichen Inhalt kennen wir nicht.
Diese können positive und schlechte Erfahrungen sein, unendlicher Schmerz oder unvergessliches Glück.
Unsere Chance besteht darin, das eigene Gepäck zu erkennen, zu vergleichen und Unterschiedliches zu begreifen als Fortschritt, Gewinn, Chance oder Nutzen.
Gehen wir mit einem Freund oder Freundin auf Wanderschaft und jeder trägt einen Rucksack, so kann der Inhalt sehr verschieden sein.
Ich nehme Sonnenbrille, Getränke und Obst mit. Meine Begleiterin packt eine andere Creme, Sandwich und Powerriegel ein. Jedes erfüllt seinen Zweck und hat seinen Grund, warum wir es einpacken.
Wir erkennen erst beim Auspacken, wie unterschiedlich wir sind. Das kann ergänzend sein. Welch Glück haben wir uns eine Blase gerieben und der andere an ein Heftpflaster mit.
Viele fragen mich: Was gehört nun zu meinem kulturellen Besitztum?
Es gehört zu unserer Reisevorbereitung, das Richtige einzupacken. Für die Wanderung sind Wanderschuhe, für das Baden im See wird ein Badeanzug oder eine Badehose eingepackt. Wir machen uns einen kontrollierbaren Spickzettel. Wir wissen, was wir benötigen, um unser Vorhaben ohne Probleme oder schwierige Situationen zu realisieren. wir bereiten uns Schritt für Schritt darauf vor.
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