In der Firma, im Restaurant treffen wir auf bekannte Personen und wissen da sofort, wie wir uns begrüßen. Geschäftspartner bekommen einen Händedruck, Freunde ein Küsschen auf die Wange, die liebste Person einen Kuss auf den Mund. Intuitiv machen wir genau das Richtige.
Doch wie sieht es nun aus, wenn Ihnen ein arabischer Mann oder eine arabische Frau gegenüber steht? Gleich spukt es im Kopf herum: Wie verhalte ich mich richtig? Denn wir möchten respektvoll behandelt werden und respektvoll zu anderen Menschen sein.
Ich erlebe Menschen, die sofort aufeinander zugehen und sich darüber gar keine Gedanken machen. Andere wiederum sind zögerlich und warten ab, wie der Andere sich verhält. Und dann gibt es diejenigen, die etwas über eine „richtige Begrüßung“ in Anstandsbüchern gelesen oder in Benimm-Sendungen im Fernsehen gesehen haben.
Eines vorweg: Ein Richtig oder Falsch gibt es nicht, und oftmals behindern uns Gewohnheiten oder falsche, wenn auch gutgemeinte Hinweise. Verhält sich unser Gegenüber merkwürdig, werden wir unsicher. Menschen, die uns nicht anschauen, die Hand nicht geben oder größeren Abstand halten, finden wir befremdend oder suspekt.
Mir ging es einige Male so. Oft treffe ich den Imam im Stadtzentrum. Jedes Mal reiche ich ganz automatisch zur Begrüßung meine rechte Hand. Doch es kommt keine Reaktion von ihm. Er nimmt weder meine Hand noch streckt er mir seine entgegen. Plötzlich fallen mir seine Worte ein: „Ich lege meine rechte Hand auf mein Herz und verneige mich vor ihnen.“ Was für eine höfliche und achtungsvolle Begegnung denke ich und lächle ihn an.
Kulturbedingte Begrüßung
Wir besitzen unsere europäische oder deutsche kulturbedingte Form der Begrüßung und vergessen, dass das Verhalten von Fremden für uns ungewöhnlich sein kann. Ja, es gibt unterschiedliche kulturspezifische Zeremonien, sich zu begegnen, die für uns fremdartig sind und manche von uns verwirren. Wir möchten Fehler vermeiden. Begrüßt mich der tunesische Geschäftspartner mit drei Küsschen auf die Wange oder zwei? Beginnt er auf der linken Seite und ich halte ihm die rechte hin?
Während es in unseren Kreisen üblich ist, sich die Hand zu geben, um zu zeigen: Ich bin unbewaffnet“, sieht es in arabischen Ländern ganz anders aus.
Streng religiösen muslimischen oder jüdischen Menschen sind körperliche Berührungen vor allem mit dem anderen Geschlecht nicht erlaubt. Eine jüdische junge Frau erzählte mir, dass sie keine Körperkontakte vor der Ehe haben darf und damit auch der Händedruck oder die Umarmung wegfällt.
Hier meine neun einfachen Tipps:
Wie Sie sich gegenüber Fremden korrekt und richtig verhalten können und was Sie beachten sollten, habe ich für Sie zusammengetragen
Tipp 1
Treffen Sie auf stark religiös orientierte Menschen, die vor allem an der Kleidung erkennbar sind, so sollten Sie unbedingt auf Distanz achten. Die langen Gewänder vom Hals bis zum Boden sowie eine Kopfbedeckung bei Frauen und Männern sind sichtbare Hinweise dafür.
Tipp 2
Direkten Körperkontakt wie Umarmungen sollten Frauen mit Männern und andersherum unbedingt vermeiden.
Tipp 3
Ein kurzes Händeschütteln ist möglich, wenn Ihnen die Hand gereicht wird.
Tipp 4
Stark religiöse Menschen vermeiden den Händedruck mit dem anderen Geschlecht. Dieser wird als unsittsam angesehen.
Tipp 5
Zur Begrüßung genügen ein kurzer Blickkontakt und ein Kopfnicken.
Tipp 6
Unverheiratete Frauen sollten ganz besonders auf einen angemessenen Körperabstand zum anderen Geschlechts achten.
Tipp 7
Strenggläubigen Muslimen ist es schlichtweg nicht gestattet, eine fremde Frau zu berühren oder anzusehen.
Tipp 8
In schwierigen Situationen kann es hilfreich sein, eine männliche Begleitperson zu haben.
Tipp 9
Oftmals reicht eine Verneigung oder eine leichte Verbeugung aus.Rechnen Sie damit, dass Ihnen nicht die Hand gereicht wird und der Blickkontakt wegfällt. Das bedeutet nicht, dass Sie ignoriert werden. Derartiges Verhalten bedeutet auch nicht, dass Sie weniger geschätzt, nicht respektiert oder sogar ignoriert werden.
Alles ist eine Frage der Interpretation, ein Richtig oder Falsch gibt es nicht. Ich würde eher sagen, ein angemessenes Verhalten können Sie erreichen, in dem Sie beobachten und fragen.
Wichtig für Sie:
Nehmen Sie kulturfremdes Verhalten nicht persönlich, sondern versuchen Sie, es richtig zu deuten. Sie verschaffen sich am besten Respekt, indem Sie mit fachlichen Kompetenzen sowie Kenntnissen über die arabische Kultur und deren Verhaltensregeln glänzen.
Übrigens: Verheiratete Frauen genießen besonderes Ansehen, je mehr Kinder sie haben. Ältere Frauen werden als Entscheidungsträgerinnen und Respektspersonen angesehen.
Fazit
Wie kann ich mich richtig und respektvoll verhalten? Während es in unseren Kreisen üblich ist, sich die Hand zu geben, kann ein kurzer Blickkontakt zur Begrüßung in anderen Kulturen ausreichend sein. Damit bin ich ganz gut durch die Welt gekommen.
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